Bericht über das Mahlabaneni Projekt (Swasiland)

Bericht der Projektleiterin Frau Busi Vilakazi vom 8. Juni 2012

Zu allererst möchte ich dem Aidshilfe Förderkreis Heiligenrode für Freundlichkeit und Mitempfinden danken, das den Waisen in Mahlabaneni immer wieder in den sechs Jahren entgegengebracht wurde, in denen wir miteinander verbunden sind. Besonders möchte ich auch dem Eine-Welt-Laden der Klosterstube in Loccum für die Mithilfe beim Bau der ersten Halle und der Küche danken. Gerne danke ich auch „Bild hilft – Ein Herz für Kinder“ in Hamburg für die Installation der Wasserpumpe, die wir bis jetzt nutzen.

Mit Hilfe dieser Organisationen waren wir in der Lage, vier Gebäude zu errichten und in Gebrauch zu nehmen: eine Küche, eine Halle (für Selbsthilfeprojekte), eine weitere Halle (für zwei Vorschulen) sowie das Haus eines Hausverwalters mit Schlafzimmer, Wohnzimmer und Küche.

Durch die Wasserversorgung mit der elektrischen Pumpe können wir einen großen Garten nutzen und die Kinder von den Früchten ernähren anstelle Gemüse zu kaufen. Wir sind auch in der Lage Mais anzupflanzen und Maismehl selbst herzustellen statt es zu kaufen. Maismehl ist in dieser Zeit sehr teuer, denn Mahlabaneni gehört zu einem Landstrich in Swasiland, der sehr sehr trocken ist. Wir hatten in den letzten zehn Jahren durchgehend keinen Regen. Wo die Leute vor vielen Jahren pflügten, wächst jetzt ein dicker Wald.

Unser Zentrum ist eine große Hilfe für die ganze Gemeinde Mahlabaneni geworden. Eine Halle wird von Frauen genutzt, die Handarbeiten lernen wie Nähen, Matten Flechten, Jerseys Stricken und Häkeln. Wenn sie ihre Arbeit beendet haben, kommt eine andere Gruppe und wickelt Draht für Elektrozäune. Die andere Halle wird für den Unterricht der Vorschulkinder genutzt.

A Swazi lady sews blouses and teaches others

Frauen nähen an gespendeten Nähmaschinen und leiten darin andere an.
[A Swazi lady sews blouses and teaches others.]

Zur Entwicklung der Vorschule

Wir haben zwei Vorschullehrerinnen und zwei Köchinnen, die für die Kinder an sechs Tagen in der Woche kochen. Wir haben 45 Vorschulkinder und weitere 300 Kinder, die dank einer Unterstützung der Regierung die Grundschule besuchen. Sie alle erhalten einmal pro Tag an sechs Tagen eine nahrhafte Mahlzeit.

Pre-school children at the Mahlabaneni Development Project

Vorschulkinder im Mahlabaneni Entwicklungsprojekt.
[Pre-school children at the Mahlabaneni Development Project.]

Wir haben als Projektleiterin eine Rentnerin, Frau Busi Vilakazi, die sich um alles im Zentrum kümmert. Sie hat gesehen, wie die Menschen in dieser Gegend sterben und ihre Kinder allein zurücklassen, ohne dass sich irgendjemand um sie kümmert. Da hat sie die kleinen Waisenkinder gesammelt und von ihrer eigenen kleinen Pension eine Vorschule für die Waisenkinder ins Leben gerufen. Denn diese kleinen Kinder würden niemals etwas werden können ohne Schulbildung. Die hiesigen Schulen nehmen keine Kinder, die nicht zuerst eine Vorschule besucht haben. Es gilt: Ausbildung ist die Antwort auf ihre Not in der Zukunft.

Pre-school children with their two mistresses and with Mrs Busi Vilakazi

Die Vorschulkinder werden in drei Klassen von zwei Lehrerinnen und der Projektleiterin in Liebe unterrichtet.
[The pre-school children enjoy singing with their two mistresses and with Mrs Busi Vilakazi.]

So kommen diese Kinder jeden Tag, damit man sich am Zentrum um sie kümmert. Selbst wenn ein Kind krank ist, können wir uns um es kümmern, und Busi nimmt ihr Auto und bringt es zur Klinik.

Diese Kinder wohnen bei Menschen, die Mitgefühl mit ihnen haben und sie aufnehmen. Sonst leben sie allein, und das ältere Kind sorgt für die Kleineren. Aber dann werden diese Kinder von irgend jemandem mißbraucht — sexuell, geistig und körperlich. Manchmal wird ein Mädchen, das noch ein Kind ist, von einem Mann vergewaltigt, der vorgibt, dass er ein Freund dieses 12jährigen Mädchens ist. In andern Fällen werden sie von angeblichen Verwandten an Männer gegeben, und sie nehmen von diesen Männern Geld, soviel sie wollen — und das tun sie im Namen der „Tradition“ — das ist der schlimmste Missbrauch der Mädchen! Wenn diese Kinder sterben, versammelt sich die örtliche Gemeinschaft und beerdigt sie.

Ein Beispiel für viele

Ich kann nur von einem Kind erzählen, obwohl es Hunderte von ihnen gibt, die ihre Eltern durch HIV/AIDS verloren haben. Es heißt Themba. Er war sehr klein, als seine Mutter starb, und die Geschwister wurden von ihrer Großmutter versorgt, die später auch starb, als dieser Junge 12 Jahre alt war. Zuerst pflegte er noch die Großmutter, als sie krank war. Es gab zwei behinderte Kinder in diesem Haus, einen Jungen und ein Mädchen, die beide nicht gehen konnten — der Junge war auch noch geistig behindert.

Themba kam an unser Zentrum um etwas zu essen zu bekommen und dann für die beiden kranken Geschwister auch etwas mitzunehmen. Wir brachten Lebensmittelpakete ins Haus, weil es keine Verwandten gab. Themba kann jetzt die Schule besuchen dank der Unterstützung durch die Regierung, aber sie brauchen weiter Nahrung von uns, denn sie leben immer noch allein zu Hause.

Themba is one of hundreds of orphans

Der Waisenjunge Themba (d.h. Hoffnung) ist ein Beispiel für viele andere, die Hilfe bis hin zur Ausbildung und seelsorgerliche Unterstützung brauchen.
[Themba is one of hundreds of orphans who need pastoral and physical care, and training.]

Unser Projekt hat das Leben dieser Kinder verbessert, denn sie wissen, dass sie jeden Tag etwas zu essen haben. Der Junge wird eine helle Zukunft vor sich haben, wenn er sich auf das Lernen konzentriert. Aber das Problem in unserm Land ist, dass die Regierung nur die Grundschulausbildung der Waisenkinder fördert, aber nichts darüber hinaus — und das hilft nicht viel!

Zur HIV/AIDS Situation

HIV/AIDS ist in unserm Land nicht zurückgegangen — im Gegenteil: wir sind die Nummer 1 in der Welt. Die Menschen wollen sich dem HIV Test nicht unterziehen, und sie wollen nicht zugeben, dass sie HIV positiv sind, und wollen auch keine Therapie eingehen. So nimmt die Pandemie ihren Lauf und breitet sich immer noch weiter aus. Junge Mädchen werden schwanger und ihre Kinder sterben. Einige werfen ihr Baby in den Busch, weil sie keinen Platz haben, wo sie mit dem Baby, das auch HIV positiv ist, bleiben können. In einigen Landesteilen gibt es ein paar aktive Projekte, aber sie können wenig ausrichten, weil es keine Hilfe von der Regierung gibt und auch Kirchen wenig tun können.

Anstieg der Preise für Lebensmittel und Treibstoff

Die Lebenshaltungskosten in unserm Land sind erschreckend: Die Preise für Lebensmittel steigen fortwährend — hier wenige Beispiele für Grundnahrungsmittel (Preise in „Emalengeni“, der Währung für Swaziland; 1,–€ entspricht etwa 10,– Emalengeni bzw. 10,– Südafrikanischen Rand):

2011   2012  
Maismehl, 50 kg 150,– 358,–
Reis, 10 kg 40,– 98,–
Bohnen, 50 kg 405,– 820,–
Koch-Öl, 20 l 250,– 450,–
Benzin, 1 l 4,85 11,15

Wir bekommen von niemandem sonst Hilfe außer von dem Aidshilfe Förderkreis Heiligenrode. Dieser war in den letzten sechs Jahren bis jetzt unsere Rettungsleine. Das ermöglicht auch den Arbeitenden am Zentrum, am Ende jeden Monats ein kleines Taschengeld zu bekommen.

Ein Haus für Waisenkinder?

Schließlich wäre es die beste Lösung für all die Schmerzen, den Missbrauch und das Leiden der Waisenkinder hier, wir hätten ein Haus für die Kinder und eine Mutter, die sich um sie kümmert, aber die Herausforderung liegt in der Zukunft: Woher kriegen wir das Geld, für die laufenden Kosten dieses Hauses? [Erläuterung des Übersetzers: z.B. Gehalt für Hausmutter, Kosten für drei Mahlzeiten pro Tag, Fahrtkosten mit Bus oder Taxi zur Stadt (Arzt), u.a.m.]

Möge Gott alle die segnen, die sich angesprochen und berührt fühlen von der großen Not der Kinder!

Busi Vilakazi