Die neue Sippe Christi

Eine Gemeinschaft durch Christus

Als ich heute am Karfreitag im Johannesevangelium die Geschichte von Jesus am Kreuz las, da bewegte es mich, dass Jesus mitten in seinem eigenen Leiden und seinen eigenen qualvollen Schmerzen an die Zukunft seiner Mutter dachte. Maria lebte als Witwe, und nun fühlte sie den stechenden Schmerz im Herzen, den Tod ihres Sohnes hilflos mit ansehen zu müssen. Jesus sagte ganz schlicht zu Johannes, der mit Maria unter dem Kreuz ausharrte: „Siehe, das ist deine Mutter!“ Damit bekam sein Jünger, der die Liebe Jesu zu den Menschen am besten verstand, den Auftrag: Sorge für meine Mutter, für Leib und Seele.

Und zu seiner Mutter sagte er: „Frau, siehe, das ist dein Sohn!“ Dadurch war Maria nicht mehr der Einsamkeit und Armut des Witwensrandes ausgesetzt Zugleich bekam sie als Frau und Mutter eine neue Aufgabe: Nimm an meiner Stelle diesen, der um mich trauert, als deinen Sohn an.

So entsteht unter dem Kreuz Jesu eine neue Gemeinschaft, die Jesus in seiner Todesstunde gestiftet hat. Es ist eine Verbindung nicht durch Blutsbande sondern durch Liebesbande in der Verbindung zu Christus. In Afrika sagten mir die Christen: „Wir gehören zur Sippe Christi.“

Dies ist eine neue Verwandtschaft durch Christus, zu der auch ich gehörte, als ich 1956 mit 26 Jahren zu ihnen kam und als single missionary unter ihnen lebte. Sie redeten mich mit Schwester an. Heute sagen sie Vhomme = Mutter, und auch meine Söhne Kholofelo = Hoffnung und Tebogo = Dank gehören mit dazu und haben in Südafrika ein Zuhause. Meinen Mann nennen sie Mukhwasha = Schwiegersohn und trillerten, wenn er in einer Frauengruppe auftauchte – so wie das die Frauen tun, wenn auf einer Hochzeit der Bräutigam auftaucht.

Und auch Ihr, die Ihr diese Zeilen lest, gehört als solche, die zum Leib Christi durch die Taufe gehören, mit zu dieser großen Gemeinschaft, die Christus in seiner Todesstunde gestiftet hat. Das ist ein unverdientes Geschenk. Ich sehe darin auch zugleich eine Verpflichtung.

Viele meiner Freunde in Afrika nehmen diesen Auftrag Christi an: “Frau, siehe, das ist dein Sohn.“ Sie sind selbst vielfach Witwen oder Großmütter, aber sie sehen mit den Augen der Liebe Jesu Christi die Not der Aidswaisen, die hungernden und missbrauchten Kinder und die Aidskranken, derer man sich in der eigenen Familie schämt. Auch da ist an vielen Stellen mitten im großen Leiden durch den Auftrag Jesu eine neue Gemeinschaft entstanden. Kranke werden liebevoll versorgt.

So möchte ich einmal auf diesem Wege den Frauen von Jeppes Reef dicht an der Grenze zu Swaziland danke sagen für ihren Dienst. Sie haben mich 2003 mitgenommen in die Hütten und kleinen Häuser, wo sie die Leidenden aufopfernd bis zu ihrem Tod gepflegt haben. Sie haben auch immer den Leidenden auf ihrem dünnen Matratzenlager ein Hoffnungslied gesungen und durch ein Gebet deutlich gemacht, dass der barmherzige Christus nahe ist. Da ist eine neue Gemeinschaft entstanden, und Menschen konnten in Frieden sterben.

Ich möchte den Frauen im Barberton Parish (Mpumalanga Provinz) danken, dass sie eine neue Home Based Care Group in Schoemansdal angefangen haben. Danke im Namen Jesu, Mrs. Thembi Themba und Mrs. Beauty Masilela. Danke Mrs. Sheila Mhlongo und Mrs. Matebula, dass ihr dort mit Helferinnen eine neue Kindertagesstätte mit dem Namen „Light of Matsamo“ angefangen habt.

Waisenkinder in einer Kindertagesstätte, Südafrika

Die Kinder erfahren in der Kindertagesstätte Schutz und Geborgenheit.
[In the Day Care Centre at Matsulu children experience shelter and safety.]

Danke auch Christoph Beeh, der als Zivildienstleistender und Volunteer von Osterholz-Scharmbeck für ein Jahr ganz mit in eure Familie aufgenommen wurde und euch überall in eurer diakonischen Arbeit bei Kranken und kleinen Kindern unterstützt. Er fühlt sich ganz bei euch zu Hause, hat uns ausführlich in einem Brief von seiner neuen „Mama“ und seiner „Verwandtschaft“ dort berichtet. Sein Geburtstag wurde wie von einem der Söhne des Hauses Mhlongo gefeiert.

Danke Mrs. Lydia Nkosi und Phyllis Nkosi und allen Frauen in Matsulu, Barberton Parish, die in gleicher Weise eine Kindertagesstätte für die verarmten Kinder und Waisen angefangen haben. Danke den Zoneleaders (KV-Mitglieder) in dieser Gemeinde. Ihr habt schon seit langem in eurem jeweiligen Bezirk ein offenes Ohr, eine helfende Hand und ein Haus für die Waisenkinder, die allein ohne Eltern leben. Ihr stiftet eine helfende Gemeinschaft.

Waisenkinder in einer Kindertagesstätte, Südafrika

Danke, dass Ihr alle euch inspirieren lasst zu diesem Dienst der Liebe von eurer Pastorin Caroline Pereira. Sie lebt die neue Gemeinschaft mit den Armen und Entrechteten und ist sehr sensibel für die Not der Hungernden und Verlassenen. Sie feiert diese Gemeinschaft der „Sippe Christi“ in vielen Gottesdiensten für Alte und Junge, für Fröhliche und Traurige, für Gesunde und Kranke. Alle gehören dazu. Stellvertretend für die Kranken oder auch Verstorbenen haben die Jugendlichen in der Kirche Kerzen angezündet, für die Kranken werden einzeln Gebete gesprochen.

So findet Jesu Auftrag an seine Mutter und an seinen Jünger Johannes in seiner Todesstunde in vielfacher Weise neue Gestalt. Wir freuen uns, wenn wir durch unsere übersandten Gaben mithelfen können, dass diese diakonische Gemeinschaft gelingt und die zwei Kindertagesstätten aufgebaut werden konnten.