Mein Mann, Stefan Böhling und Wolfgang Pabst haben vom 17.–28.04.2006 die Ev. Luth. Kirche in Malawi (ELCM) besucht.
Teeplantagen unter dem Mulantje-Bergmassiv, Malawi.
[Tea estates at the foot of the Mulantje Mountains, Malawi]
Wolfgang Pabst zeichnet für wartende Kinder Bilder in den Sand.
[Wolfgang Pabst scribbles on the sand for kids waiting for the nourishing pap.]
Die Kirche hat mit ihrem Ev. luth. Entwicklungsdienst eine wunderbare Möglichkeit geschaffen, in besonders hart betroffenen Landstrichen den Menschen eine Notfallversorgung zu geben, sie aber zugleich auch in besser angepasste Anbaumethoden einzuführen. Dazu werden Clubs für die Bauern gegründet, neuerdings aber auch für Frauen, die Aidskranke pflegen und für eine gesunde Ernährung sorgen lernen.
Die Jugendlichen des Anti-Aids-Clubs in Beni bestellen Felder und versorgen die Waisen.
[Ev. Lutheran Youth of the Anti-Aids Club at Beni till and water the soil, plant and harvest, and care for the orphans.]
In einem Dorf waren es die jugendlichen Mitglieder, die sowohl im Kirchenchor engagiert waren als auch grosse Flächen mit Süßkartoffel und Kassava-Wurzel sowie mit Mais bestellt hatten. Weil aber Wasser immer ein Problem ist, hatten sie einen Teich als Reservoir für Regenwasser angelegt, von dem sie das Wasser ca. 750 m weit zur Bewässerung der Felder herantrugen. Alle gehörten sie dem Anti-Aids Club an wie viele in anderen Jugendchören auch. Bei unserem Besuch sangen sie:
Lasst uns für die Waisenkinder sorgen! Wir wollen die Waisenkinder nicht vergessen!
Dazu führten sie ein Anspiel über die Aufbahrung eines gerade verstorbenen Jugendlichen vor, das mit dem Ausruf endete:
Wir wollen nicht mehr so viele Tote sehen.
Singend erläuterten sie Bilder, wie HIV/AIDS wirkt und wie man HIV durch ein abstinentes Leben vor der Ehe und durch Treue zu einem einzigen Partner in der Ehe vermeidet.
Der Jugendchor/Anti-Aids-Club der Nkhota-khota Gemeinde trägt Lieder & Anspiele zur HIV/AIDS Problematik vor.
[A youth choir of Nkhota-khota Parish presents chorusses and dramas on HIV/AIDS.]
Das Leben in einem Dorf ist buchstäblich überschattet von Beerdigungen jüngerer Menschen zwischen 25 und 35, die aber meistens schon Eltern sind. In einem anderen Dorf berichtete der Häuptling: „Wir haben 500 Familien im Dorf und 500 Waisenkinder, davon gehen 200 noch nicht in die Schule.“ Wer versorgt sie?
Wer zahlt das Schulgeld für Waisenkinder?
Wer zahlt das Schulgeld für Waisenkinder, wenn sie auf die Höhere Schule (Secondary School, 9.–12. Schuljahr) gehen möchten? Das tut die Ev. luth. Kirche für Waisenkinder, die von den Kirchengemeinden vorgeschlagen werden – und zwar zahlt sie pro Familie für 1 Waisenkind und 1 Kind von kirchlichen Mitarbeitern, weil diese oft die ersten waren, die Waisenkinder in ihre Familie aufgenommen haben und viele ihren vollen Dienst in den schnell wachsenden Gemeinden ehrenamtlich tun.
Was motiviert Menschen dort, sich für Waisenkinder einzusetzen?
Oft hat sich die Zahl der Kinder pro Familie durch die Waisen verdoppelt. So haben z.B. die alten Eltern der leitenden Geschäftsführerin der Kirche 15 Waisen aufgenommen, die sie alle versorgen und wenn möglich zur Schule schicken möchten. Die Hauptgeschäftsführerin der ELCM, Frau Madinga, ist selbst so tief bewegt, dass sie jedes Mal, wenn sie zu den Eltern fährt, etwas Essen für diese Kinder mitbringt. „Manches Mal“, so erzählt sie, „hatte ich selber kein Geld mehr, aber eine Nachbarin, an deren Haus ich vorbeikam, hielt mich an und gab mir Bananen oder ein Huhn für Eltern und Kinder mit.“
Bitte der Kirche an uns
Im Jahr 1999 bat der Bischof meinen Mann und mich, wir möchten hier in Deutschland für die Waisenkinder um Spenden bitten und dabei auch die Mitarbeiterkinder nicht vergessen: „Ihr seid unsere Botschafter!“, sagte er. Mit Schulstipendien für 42 Waisen begann die Kirche ihre Hilfsaktion, im Jahr 2004 waren es 250 Waisen + 190 Mitarbeiterkinder (= 440 Kinder), im Jahr 2005 konnten 322 Waisen + 82 Mitarbeiterkinder (= 404 Kinder) gefördert werden. In diesem Jahr (2006) sind es 515 Waisen + 85 Mitarbeiterkinder (= 600 Kinder), die gefördert werden können. Für ein Waisenkind werden 80,– EUR pro Jahr benötigt.
Was tut die Kirche in Malawi für die Waisenkinder?
Der Stipendienbeauftragte der ELCM, Maurice Kanthiti, schreibt zu der über die Finanzen hinausgehenden Begleitung der Stipendiaten folgendes: „Ein besonderer Tag ist in den Gemeinden festgesetzt, an dem die Waisenkinder in ihren Häusern besucht werden; da betet man auch mit ihnen. In allen Gemeinden hat jeder mit Waisenkindern zu tun und kümmert sich um sie. Aber die Lage wird von Tag zu Tag unerträglicher. Denn jeden Tag steigt die Zahl der Waisen.“ Zur Zeit sind es < 1 Million Waisen, dies entspricht etwa 10% der Bevölkerung Malawis.
Waisenkinder und die für sie kochenden Frauen vor der Kirche in Bvumbwe, Malawi.
[Orphans and women cooking for them in front of the church at Bvumbwe, Malawi.]
Die von der ELCM geförderten Schüler sind wesentlich motivierter als andere Schüler und z.T. auch unter den ersten fünf Besten eines Schulsemesters. Ein Schüler, den mein Mann traf, geht jeden Tag vom Haus seiner Grossmutter zu Fuss zur Schule 2 x 15 km hin und zurück, dazu muss er morgens um 4.30 Uhr aufstehen. Er kommt erst gegen 16 Uhr nach Hause und muss dann noch notwendige Haus- und Feldarbeiten machen. In den Stipendien ist kein Geld für Essen oder Schulbücher enthalten, das Geld deckt nur das Schulgeld, eventuell Prüfungsgebühren und die obligatorischen Schuluniformen.
Wie kann es weiter gehen?
47 Schüler konnten wir bisher fördern. Dazu haben auch Sie beigetragen – oder Sie werden es vielleicht in Zukunft tun. Für Ihre bisherige Unterstützung danken wir Ihnen sehr!
Sie können uns mit Ihrem tatkräftigen Engagement sowie durch Gebet und Weitergabe der Informationen in Ihrem Freundes- oder Gemeinde-Kreis tragen ebenso wie mit einer regelmässigen Spende, für die unsere Kirchengemeinde eine Spendenbescheinigung zum Jahresanfang ausstellt. Welche Form Sie wählen, bleibt Ihnen überlassen. Sie werden uns auf jede Weise damit den Rücken stärken und uns auch für künftige Anfragen ausrüsten! Dafür danken wir Ihnen!
Mit einem Satz aus dem jüngsten Brief von M. Kanthiti möchte ich schliessen:
Sie wissen, dass die HIV Pandemie (die allumfassende Epidemie) jetzt hier in Malawi noch schlimmer geworden ist. Darum bitten wir Sie sehr, dass Sie im Gebet an uns denken. Möge der gütige Gott Sie segnen und Ihnen die Kraft geben, ihm weiter so zu dienen.
Unser Leitungsteam und ich persönlich wünschen Ihnen ebenso Gottes freundliches Geleit und seinen Schutz und Segen auf all Ihren Wegen.
Mit herzlichen Grüssen, Ihre
Hanna Steffens
Morgenstimmung am Lake Malawi.
[A rainy day dawns at Lake Malawi near Nkhota-khota.]